DRK-Mitarbeiter nimmt als Cheftrainer an den Paralympics teil
Mathias Nagel betreut deutsche Bogenschützen-Mannschaft in Rio
Mathias Nagel sagt über sich selbst, dass er gerne mit Menschen für Menschen arbeite. Neun Monate lang konnte der 57-Jährige das in der Zentralen Erstaufnahme Rugenbarg tun, die vom DRK Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e.V. betrieben wird und Ende September schließt. Als Mitarbeiter im technischen Dienst hat der gebürtige Altonaer unter anderem beim Winterdienst, bei der Wasserversorgung und bei den täglich anfallenden Handwerksarbeiten mit angepackt. „Es war ein Job, der mich ausgefüllt hat“, da ist er sich sicher. Die Gespräche mit den Bewohnern hat der gelernte Schiffbauer besonders geschätzt. Da inzwischen alle ausgezogen sind, haben er und seine Kollegen zurzeit mit dem Rückbau der Unterkunft alle Hände voll zu tun. Nach Feierabend packt der DRK-Mann allerdings gerade seine Koffer: Am 31. August reist er für vier Wochen nach Brasilien, um bei den Paralympics die deutsche Nationalmannschaft im Bogenschießen zu betreuen.
Seit 2009 trainiert Mathias Nagel Bogenschützen im Deutschen Behindertensportverband – zunächst als Co-Trainer und seit 2012 als Cheftrainer. Im gleichen Jahr hat er auch sein Team bei den Paralympischen Spielen in London angefeuert. Nun fährt der frühere Marinesoldat mit zwei Sportlerinnen und zwei Sportlern nach Rio. Sie alle sitzen im Rollstuhl und haben sich in verschiedenen Wettkämpfen qualifiziert. Zur Vorbereitung gehörten auch regelmäßige Leistungslehrgänge mit Mathias Nagel, der seit den 80er Jahren Mitglied in einem Hamburger Bogensportverein ist. „Meine Athleten sind alle hochmotiviert und gut vorbereitet“, versichert er und ergänzt: „Für jeden Einzelnen ist es das Nonplusultra, an den Paralympics teilzunehmen.“
Als Trainer sei es ihm allerdings wichtig, seine Sportler nicht unter Druck zu setzen. Deswegen gebe es für ihn und sein Team auch kein „Müssen“, sagt Nagel, der selbst seit drei Jahren aufgrund eines Schlaganfalls schwerbehindert ist. „Als Bogensportler ist man einer unwahrscheinlich hohen nervlichen Belastung ausgesetzt, auch weil es eine Einzelsportart ist und man einsam hinter der Schusslinie steht.“ Seiner Mannschaft gibt er auf den Weg, sich auf ihr Können zu verlassen und einfach Spaß zu haben. Doch als Cheftrainer muss Mathias Nagel bei Wettkämpfen sein Team nicht nur motivieren, sondern zum Beispiel auch die bis zu 35 Kilogramm schwere Ausrüstung tragen. „Ich bin dann Arme und Beine für die Sportler“, erklärt er. Rio sei für ihn ein Abenteuer. „Es gibt zwar viele Ungewissheiten, aber das ist auch das Spannende.“
Um bei den Paralympics dabei sein zu können, wird Mathias Nagel vom DRK von seiner hauptamtlichen Tätigkeit für vier Wochen freigestellt. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“, betont der Honorartrainer. Wie in seiner Zeit in der Flüchtlingsunterkunft liegt ihm auch im Olympischen Dorf der Austausch mit anderen Nationalitäten am Herzen. „Egal aus welchem Land die Teilnehmer kommen, alle machen mit Freude Sport – es gibt dort keine Grenzen.“